Choreografin, Projektentwicklerin, Tanzaktivistin

„What can dance do?“ – Diese Frage ist Motor und Kompass der künstlerischen Praxis von Katja Büchtemann. Sie interessiert sich für den Körper als politischen Ort, als Träger von Erfahrung, Widerstand und Veränderung – und für die Frage, wie wir durch künstlerische Begegnungen in physischen Räumen den Herausforderungen unserer Zeit etwas entgegensetzen können:  Tanz als unmittelbare, verkörperte Kunstform kann Denkprozesse anstoßen, Perspektiven verschieben und neue Räume für Dialog und Teilhabe und eröffnen.

Nach einem Architekturstudium an der Universität Stuttgart studierte sie Bühnentanz an der Folkwang Universität der Künste unter Pina Bausch. Sie war mehrere Jahre Mitglied des Ensembles NEUER TANZ in Düsseldorf (Wanda Golonka / VA Wölfl), bevor sie eigene choreografische Arbeiten entwickelte, gezeigt u.a. in HELLERAU Dresden.

Ihre Stücke sind körperbasierte Recherchen zu Machtverhältnissen, Normen und Transformationsprozessen – oft im Dialog mit anderen Künsten und Disziplinen.
„Artificial Normal“ (ausgewählt für die Tanzbiennale Heidelberg 2025) beschäftigt sich mit dem Verlust der Normalität in einer psychischen Krise, „citizencage“ – verhandelt den Körper im Privaten und in der Öffentlichkeit.  Das aktuelle Stück „Redhot Ultra Deluxe- eine Gameperformance“ untersucht Manipulations- und Belohnungsstrategien in Games und deren Missbrauch.

Ein zentraler Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Entwicklung partizipativer Formate: In Projekten wie Morph, Terminal 2 und Copycats, die in Zusammenarbeit mit dem Jugendclub des Theaters Tonne Reutlingen entstanden, erforscht sie kulturelle Teilhabe als künstlerische Praxis. Hier entstehen performative Räume, in denen junge Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen ihre Lebensrealitäten, sozialen Erfahrungen und Visionen verkörpern und ausdrücken – Tanz und Kunst als Möglichkeit gesellschaftlicher Mitgestaltung.

Lehre, Forschung & Vermittlung

Als Dozentin an der DHBW Stuttgart („Körperarbeit in der Sozialen Arbeit“) und der PH Ludwigsburg erforscht Katja Büchtemann Körperpraktiken in sozialen und pädagogischen Kontexten. Im Zentrum steht dabei die „embodied reflexive practice“ – ein Verständnis von verkörpertem Wissen.

Im Rahmen des Projekts Toolkit für kreative Körperarbeit entwickelt sie gemeinsam mit Kolleg*innen modulare Workshopformate für Fachkräfte – etwa in Kooperation mit der kit Jugendhilfe. Ziel ist es, künstlerische Körperarbeit als Ressource in Bildung, Betreuung und sozialer Arbeit zugänglich zu machen – als Medium für Begegnung, Ausdruck und kollektives Lernen.


Kollektive & Netzwerke:

2020 gründete sie mit Kolleg:innen den Verein PACT e.V. – Performing Arts Collective Tübingen, ein Netzwerk von über 45 darstellenden Künstler:innen, das sich für eine nachhaltige Strukturförderung der freien Szene einsetzt. Sie übernahm 2022 die Projektleitung der Tübinger Kulturnacht und kuratierte das PACT Festival 2023 .

Aktuell baut sie die gemeinnützige Organisation CollectiveSkin auf – eine Plattform, die tanzkünstlerische Expertise in die Gesellschaft bringt, interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert und den Körper als künstlerisches, politisches und kulturelles Medium neu denkt.
CollectiveSkin lädt dazu ein, mitzudenken, mitzumachen – und durch Bewegung neue Formen von Gemeinschaft zu entwerfen.
→ www.collectiveskin.de

Förderungen (Auswahl):

Morpho Foundation, Fonds Darstellende Künste, LAFT BW, LBBW Stiftung, Zentrum für Kulturelle Teilhabe BW, Stadt Tübingen